Etwas Zauberei gefällig? Heute geht es in die Alchimistenküche. Hier stehen die bekannten und die geheimen Substanzen, mit denen man Stroh zu Gold machen kann. Oder vielleicht sogar noch besser: tote Dinge zum Leben erwecken kann. Im Ernst – die Patina aufzubringen, ist Erfahrungssache und jeder Patineur hat so seine eigenen kleinen Tricks und Geheimnisse.
Die Patiniermittel
Schwefelleber, Bismuthnitrat, Eisennitrat, Kupfernitrat. Hört sich alles nicht so wirklich gesund an. Rico weiß, wie ich mir die Figur vorstelle und sinniert nun vor seinem Chemikalienregal, wie er die gewünschte Oberfläche erzielen kann.
Jedes Mittel bewirkt andere Effekte auf der Bronze. Eisennitrat wirkt auf der Bronze z.B. rostbraun, Kupfernitrat grünlich oder schwarz. Es ist auch möglich den Patinas Pigmente zuzugeben, um buntere Farbtöne zu erzielen.
Es macht einen Unterschied, ob man die Patinas direkt auf die Gusshaut aufbringt, auf gesandstrahllte oder polierte Oberflächen. Außerdem spielt die Temperatur der Bronze eine große Rolle. Ich habe selbst einige meiner Bronzen patiniert und war immer wieder verwundert, wie sich die Farbe nur durch Erhitzen oder Abkühlen änderte. Von leicht braun zu kräftigen Auberginetönen. Oder von goldgrün zu tiefschwarz. Es spielt auch eine Rolle, ob man die Bronze vor und während des Auftragen erhitzt oder die ob man die Patina kalt auftragt. Sie dann erst reagieren lässt und anschließend erhitzt.
Der ganze Prozess, erhitzen, tupfen, zischen, bürsten, wischen, wieder auftragen, pinseln, abkühlen lassen und wieder erhitzen dauert einige Stunden. Immer wieder denke ich, wow: das ist es!!! Dann kühlt es weiter ab und verändert sich wieder. Rico ist allerdings ein Meister, selbst Bildhauer und weiß wie wichtig es ist, jetzt keine Kompromisse stehen zu lassen. Mit Engelsgeduld tupft er weiter und dann ist die Oberfläche da. Leicht und lebendig. Alchemie eben.
Nach dem Auskühlen wird die Figur noch einmal leicht erwärmt und die Patina mit Wachs fixiert. Durch polieren mit einem weichen Tuch kann man die Oberflächenstrukturen noch etwas mehr herausarbeiten.
Fertig! Hier sitzt der Hockende in der Sonne und ruht sich von den Strapazen der letzten Tage aus. Erst modelliert, dann zersägt, mehrmals abgeformt, weggeschmolzen, ausgegossen, abgeflext und durchgeschliffen. Und dann endlich wieder schön gemacht.