So, die Figur ist gegossen. Die Schamotte ist abgeschlagen und der Rohguss freigelegt und — Aua, wie sieht das denn aus?
Der Hockende sitzt wie in einem mittelalterlichen Folterstuhl in den Einguss- und Abluftkanälen, über ihm der Einfüllstutzen. Eigentlich auch eine sehr schöne skulpturale Idee. Überall staken Bronzestifte heraus (im Foto unten rot markiert). Diese Stifte sind schon in die Wachsform gestochen worden. Sie haben die Aufgabe, den Schamottkern in der richtigen Position zu halten, wenn der Wachs ausgeschmolzen wird.
Die Oberfläche hat eine nicht sehr schöne, leicht rostig wirkende, sehr harte Gusshaut. Die aus der Wachsform herausgeschnittenen Öffnungen zum einfüllen der Schamotte sind mitgegossen worden und hängen an entsprechenden Gusskanälen (im Foto unten rot markiert). Jetzt werden zunächst die Kanäle abgeflext. Die herausgeschnittenen Teile eingefügt und verschweißt. Genauso werden kleine Fehlstellen, Gasbläschen etc zugeschweißt. Filigrane Handarbeit.
Dann geht es weiter mit dem eigentlichen Zieselieren. Die Schweißnähte werden gefräst, geschliffen, gepunzt, bis die ursprüngliche Oberfläche des Modells wiederhergestellt ist. Danach wird die gesamte Figur sehr fein gesandstrahlt.
Voila. Das sieht doch schon besser aus.Rico und sein Team haben hervorragende Arbeit geleistet. Ich bin sehr erleichtert, dass die papierene Knittrigkeit des Modells in der Bronze wunderbar erhalten geblieben ist. Aber noch sitzt die Figur hier mit der gleichmäßig gesandstrahlten Bronzeoberfläche. Da kann man noch mehr herausholen.
Man könnte sie jetzt z.B. auf Hochglanz polieren, vergolden, bemalen oder was auch immer. Das hängt natürlich ganz von der Figur ab und der Wirkung, die sie erzielen soll. In einem letzten Schritt wird der Hockende patiniert werden. Diese Form von Zauberei zeige ich im nächsten Beitrag.
Bis dahin
Uwe