Statement

STATEMENT        english version
Ob man ein Lied schreibt, einen Roman verfasst, malt, einen Film dreht, kocht oder seine Kinder erzieht, aufmerksames Zuhören ist immer das Wichtigste.

Auch als bildender Künstler (visual artist) ist Zuhören entscheidend für meine künstlerische Praxis.

Dabei geht es darum, eine unhörbare Frequenz mit dem inneren Ohr zu hören.
Die primäre Fähigkeit für jegliche kreative Tätigkeit besteht darin, diese Frequenz zu finden.
Inspiration für eine neue Gruppe von Skulpturen entsteht irgendwo anders, man könnte es eine andere Quelle nennen.
(Oftmals scheinen die Antiken Griechischen Bildhauer auf dieser Frequenz zu sein, vielleicht arbeite ich deshalb figurativ.)
Impulse können während der Meditation, beim Gehen, Motorradfahren oder beim Blick aus dem Zugfenster auftreten.

Meine Arbeiten entstehen also nicht aus Überlegungen. Besonders bei den figurativen Skulpturen spüre ich sie einfach in mir. Sobald ich eine Skulptur beginne, höre ich wieder hin. Die Skulptur entwickelt ihre eigenen Ideen. Ein Dialog beginnt. Deshalb verwende ich gerne widerspenstiges Material, das sich nicht leicht nach meinem Willen formen lässt. Dieser Dialog mit dem Material, der Skulptur kann dann durchaus intensiv oder sogar agressiv sein. Aber es bleibt Kommunikation und es gibt nichts, was man als "kontrollierten Zufall" bezeichnen könnte. Alles ist absichtlich, von mir und der Figur.
Abgesehen von der Bedeutung.

Die Skulpturen vermitteln nicht "einen" Gedanken, sondern bieten vielmehr eine emotionale Kommunikation an.
Für mich genauso wie für das Publikum.

DIE ZUSAMMENARBEIT MIT KATRIN BONGARD

Partnering we thrive

Seit Mitte der Achtzigerjahre beschäftigen sich Katrin Bongard und ich intensiv mit Fragen der Herkunft, der Balance zwischen Beziehungen und Individualität, Rollenbildern und traditionellen Strukturen (in privaten und öffentlichen Institutionen) z.B. in Familien und in der Kunstwelt.

Bezeichnenderweise beginnt unsere künstlerische Zusammenarbeit mit rund vierhundert Briefen, die wir uns zwischen 1985 und 1988 geschrieben haben. Am Anfang steht die Frage, warum im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nur sehr wenige erfolgreiche Künstlerinnen Kinder haben. Wie der Aufbau einer liebevollen Beziehung, Kinderwunsch und selbstständige künstlerische Arbeit lebbar sind.

Ursprünglich nicht als Kunstprojekt geplant, enthält diese Korrespondenz alle Elemente, die für unsere künstlerische Zusammenarbeit grundlegend sind.

— Es entsteht aus einer unmittelbaren existenziellen Lebenssituation.
— Es betont die individuellen Sichtweisen, die durch Geschlecht, Herkunft, Erziehung, Werte und Glaubenssysteme gewonnen werden.
— Es stellt einen Versuch dar, diese Standpunkte durch Kommunikation auf eine holarchisch höhere Ebene zu transformieren.

Nach der Geburt unserer ersten Tochter gründeten wir Anfang der 1990er Jahre als gemeinsames Kunstprojekt den Präsentationsraum Vorort in Berlin Wannsee, wo wir abwechselnd raumfüllende Installationen vor einem stetig wachsenden Publikum zeigten.

Wir entwickeln unsere Arbeit (im Gegensatz zu den meisten anderen Künstlerpaaren) weitgehend unabhängig voneinander. Wie in funktionierenden Systemen und Beziehungen bleiben die einzelnen Charaktere (die künstlerischen Signaturen) bestehen, stehen in ständiger Kommunikation und integrieren sich vorübergehend oder dauerhaft in eine höhere Organisation. (z.B. der Installation).

Die Werke bleiben eigenständig und verfestigen sich nicht zu starren Einheiten. Je nach Ort, Thema und Anlass können sie nach formalen, inhaltlichen und assoziativen Gesichtspunkten neu zusammengestellt werden.

In der temporären Zusammenstellung reagieren die Werke aufeinander, ergänzen sich und steigern ihre ästhetische Aussage und ihr erzählerisches Potenzial.



STATEMENT
Wether you write a song, a novel, wether you paint, shoot a movie, cook or raise your kids, attentive listening is always the most important thing.

Though being a visual artist, listening is crucial for my artistic practice.

Listening to an inaudible frequency you only hear with your inner ear. The primary skill for any creative activity is to find this frequency.

Inspiration for a new group of sculptures arise from somewhere else, let’s call it another source. (Often enough the Ancient Greek Sculptors seem to be on this frequency. Maybe I work figuratively, because of them.) Impulses may kick in during meditation, walking, motorcycling or while looking out of a train window with moderate attention.

So my artwork does not originate from considerations. Especially the figurative sculptures I just feel within me.
As soon as I start a sculpture, I listen again. The sculpture develops it’s own ideas. A dialog begins.
That's why I like to use unruly material that cannot be shaped easily at will. So this process may be intense or even kind of violent. But it’s communication, and there is nothing that you may call controlled coincidence. Everything is intentional, by me and the figure.
Except of the meaning.

They sculptures do not convey one thought but rather offer an emotional communication.
For me as well as for any audience.

THE COLLABORATION WITH KATRIN BONGARD

Partnering we thrive

Since the mid-eighties, Katrin Bongard and I have intensively addressed questions of origin, the balance between relationships and individuality, role models and traditional structures (in private and public institutions) e.g. in families and in the art world.

Significantly our artistic collaboration begins with around four hundred letters we wrote to each other between 1985 and 1988. Starting off with the question why very few successful female artists have children, in contrast to their male colleagues. How developing a loving relationship, the desire to have children and independent artistic work are viable.

Not initially planned as an art project this correspondence contains all the elements that are fundamental to our artistic collaboration.

— It arises from an immediate existential life situation.
— It emphasizes the individual points of view gained through gender, origin, upbringing, values and belief systems.
— It represents an attempt to transform these viewpoints to a holarchically higher level through communication.

After the birth of our first daughter, we founded the presentation space Vorort in Berlin Wannsee as a joint art project in the early 1990s, where we alternately showed room-filling installations in front of a constantly growing audience.

We develop our work (unlike most other artist couples) largely independently of each other. As in functioning systems and relationships, the individual characters (the artistic signatures) remain, are in constant communication and temporarily or permanently integrate into a higher organization. (e.g. the installation).

The works remain independent and do not crystallize into rigid units. Depending on the location, topic and occasion, they can be reassembled based on formal, content and associative considerations.

In the temporary compilation, the works react to each other, complement each other, and increase in their aesthetic statement and narrative potential.